Wohngruppen & Situationen

Veröffentlicht auf von Lena Hellwig

Mit 12 Jahren haben mich meine Eltern dann ins Internat gegeben. Ich fühlte mich dort sehr unwohl, weil ich dachte sie wollen mich nicht mehr. Als ich in meine Wohngruppe kam, fühlte es sich sehr komisch für mich an. Wir waren insgesamt 13 Kinder und ich musste mir ein Zimmer mit einem Mädchen teilen, welche ungefähr vier Jahre jünger war als ich.
Für mich war die ganze Sache ziemlich merkwürdig, weil alle Kinder ziemlich verschieden waren. Es waren viele Kinder mit einer geistigen Behinderung dabei und für mich war das eigentlich gar nichts, weil ich damit nichts anfangen konnte. Ich war ziemlich schüchtern am Anfang und Berührungsängste hatte ich auch.
Zu den Essenszeiten mussten wir uns alle immer zusammen setzen und das war auch ziemlich ungewohnt für mich.
Die Schule war direkt gegenüber von dem Internat. Am Anfang war ich in einer Klasse mit vielen gesunden Leuten - die meisten hatten nur eine Lernschwäche oder haben gestottert.
Es war eine große Schule, auf der größtenteils geistig behinderte Menschen waren. Nachmittags, nach der Schule musste ich mich immer hinlegen, weil die Erzieher Mittagspause machten. Das war echt langweilig für mich, da alle anderen Kinder draußen spielen konnten und ich musste im Bett liegen und konnte noch nicht mal Hausaufgaben machen. Um 16 Uhr haben sie mich dann aus dem Bett geholt und ich hatte nicht mehr viel von dem Nachmittag. Allein durch die Stadt durfte ich auch nicht fahren - ich musste immer jemanden bei mir haben.Meistens sind wir dann in Gruppen losgegangen.
Alle haben mich dumm angeguckt ,weil die meisten Kinder, die dabei waren, herumgeschrien haben. Das war einfach nur peinlich.
Natürlich war ich so ein Mädchen, was gerne Shoppen geht und Schminke kauft. Und es waren immer so viele dabei. Irgendwann habe ich mich daran gewöhnt.
Wir haben oft Uno gespielt und sind am Abend auch mal weggegangen.


So ungefähr mit 15 musste ich meine Gruppe wechseln, da meine Eltern mit den Erziehern nicht klar kamen. Die neue Gruppe war eigentlich ziemlich schön und ich musste am Nachmittag nicht mehr liegen, in die Stadt durfte ich aber immer noch nicht alleine.
Ab der siebten Klasse musste ich leider in den PB Bereich („Praktisch Bildbar“), da waren die meisten Schüler geistig behindert... Die Situation war auch ziemlich schwer für mich, denn ich musste meine Klasse verlassen und mit dem Gedanken, dass ich jetzt in einer Schule bin, für Menschen mit geistiger Behinderung. Aber ich hatte Lehrer, die ziemlich cool waren und die sich schnell für mich eingesetzt haben. Dann habe ich die Schule schon wieder gewechselt und meine neue Klasse war übelst cool. Ich habe viele Freunde gefunden und wir machten ein cooles Team aus.


Was ich so von Wohngruppen halte: Ich selber würde mein Kind niemals dahin geben, denn man kann nicht frei entscheiden und verblödest. Für Menschen mit einer körperlichen Behinderung ist das einfach nichts, wenn du in einer Gruppe mit geistig behinderten bist. Auch viele Erzieher lassen dich selbst nicht entscheiden.
Zu der Pflege kann ich nicht viel sagen, wenn ich geklingelt habe und Hilfe brauchte haben sie gesagt: „Warte noch eine halbe Stunde, wir haben noch etwas zu besprechen.“. Viele Erzieher kamen mit schlechter Laune auf die Arbeit und das habe ich natürlich oft gemerkt. Das jeweilige Kind hat das dann natürlich alles abbekommen ich würde euch raten, lasst euer Kind selbst entscheiden was es wirklich will.

Veröffentlicht in Wohngruppen internat schule

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A
Krasse Story. Jetzt verstehe ich auch wieso du keine anderen Behinderten magst. xD Wäre cool wenn du hier weiter bloggst. Hast doch bestimmt noch ein paar interessante Geschichten auf Lager.
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D
Echt krass und geb dir vollkommen recht was haben die einen in der anderen Gruppe zu suchen,habe zwar mal paar Sachen gesehen das man sowas sogar extra macht hier und da,weil es den charakter prägen würde der anderen,aber wenn man selber drunter leidet ist es absolut sinnlos.Meinen höchsten respekt für die ehrlichen worte.Habe auch gestern gestanden das ich meine kindheite täglich verprügelt udn co wurde...nicht leicht aber nur so geht es alles aufzählen.!!
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S
Immer interessant andere Erfahrungen zu lesen, ich hab die letzten 9 Jahre im Internat verbraucht allerdings einem nur für Körperbehinderte und selbst das war besonders am Anfang schon sehr komisch. Schließlich kannte ich fast keine anderen Behinderungsbilder als mein eigenes (Rückenmarksfehlbildung)
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P
Bleib stark! Ich fand den blog echt gut:)<br /> Ich schaue öffters mal vorbei!
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C
Mir wurde geraten zur Einschulung mein sohn in ein internat zu schicken. Ich habe es mir angesehen und mir war sofort klar das das gar nicht geht. Er ware eingegangen, es waren wie bei dir hauptsächlich geistig behinderte da. Ausserdem hätte ich ihn ungern in fremde Hände abgegeben. Er war dann hier in einer kb-schule in der er der einzige kb Schüler war der rest war geistig eingeschränkt, das war auch nicht gut, er war total unterfordert, jetzt ist er auf einer normalen Gesamtschule.
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